Gefühlte Unsicherheit - Deprivationsängste und Abstiegssorgen der Bevölkerung in Deutschland
Nadine M. Schöneck; Steffen Mau; Jürgen Schupp
Wie es mit unserem Wohlstand und Lebensstandard in Zukunft aussehen wird, ist ein Thema, das gegenwärtig viele bewegt. Der Beitrag widmet sich den Zukunftserwartungen der Bevölkerung in Deutschland im Hinblick auf Wohlstand und soziale Risiken. Es wird der Frage nachgegangen, wie verbreitet Wohlstandssorgen und Prekarisierungsängste in der deutschen Bevölkerung sind. Zu diesem Zweck werden verschiedene Unsicherheitsindikatoren herangezogen, die zum einen die Erwartung kurzfristiger sozialer Risiken und zum anderen langfristige Abstiegserwartungen erfassen. Des Weiteren geht der Beitrag den vermeintlichen Deprivationsängsten und Abstiegssorgen der deutschen Mittelschicht nach und überprüft damit die in jüngerer Zeit vielfach formulierte These, "die Mitte" leide unter einer zunehmenden Statusangst. Die Analysen, die auf Daten der SOEP-Querschnitterhebung vom Sommer 2011 beruhen, zeigen, dass es große Unterschiede zwischen aktuellen Risikoerwartungen und langfristig angelegten Abstiegsängsten gibt: Während sich die Wahrnehmung kurzfristiger sozialer Risiken in unteren Einkommens - und Statusgruppen konzentriert und zudem mit steigender Schichtzugehörigkeit sukzessive abnimmt, erweist sich der Pessimismus im Hinblick auf die fernerliegende Zukunft weit verbreiteter und beeinträchtigt zudem Segmente der sozialen Mittelschicht. Nennenswerte Teile der Bevölkerung in Deutschland haben danach den Glauben an langfristigen Wohlstandsgewinn und kollektiven Aufstieg verloren.